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Bad Bevensen: Kloster Medingen

Bad Bevensen
Bad Bevensen Kloster Medingen
Bad Bevensen Kloster Medingen
Kloster Medingen
Das Kloster Medingen gehört zu den sechs Lüneburger Klöstern und ist seit Mitte des 16. Jahrhunderts ein evangelisches Damenstift. Die jetzige Anlage wurde 1778 eingeweiht, nachdem der mittelalterliche Bau zuvor abgebrannt war.

Das Kloster Medingen liegt zwei Kilometer außerhalb der Stadt Bad Bevensen und ist eines der noch bewohnten Heideklöster.


Sie ist aus dem kulturellen Leben Bad Bevensens nicht wegzudenken: die Klosteranlage im Ortsteil Medingen zwei Kilometer außerhalb der Stadt. Der frühklassizistische Bau am Ufer der Ilmenau ist mit der Klosterkirche St. Mauritius in der Mitte zugleich eines der architektonischen Glanzlichter der Region. Das Kloster Medingen ist der einzige Klosterneubau des Protestantismus in Norddeutschland.

Die jetzige Anlage wurde 1778 als „Adeliges evangelisches Frauenstift“ eingeweiht, sieben Jahre zuvor hatte ein Großfeuer das alte Kloster zerstört. An den Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert erinnert heute nur noch das „Brauhaus“ im Stil der Backsteingotik im rückwärtigen Teil der Klosteranlage.


Der Vorgängerbau des heutigen Klosters Medingen war 1336 am Ilmenau-Ufer in Zellensen im Stil der Backsteingotik für die Nonnen des sechs Kilometer entfernten Zisterzienserinnenklosters Medingen errichtet worden. In ihrem 1241 gegründeten Kloster dort fühlten sich die Nonnen nicht mehr sicher. Als sie am 24. August 1336 in das neue Kloster zogen, nahmen die Nonnen aber den Namen mit: So wurde Zellensen in Medingen umbenannt und der aufgelassene Klosterstandort wurde zum heutigen Altenmedingen.


Das neue Kloster Medingen lag direkt an der Ilmenau, damals die wichtigste Verkehrs- und Transportader der Region. Das benachbarte Bevensen war zwar noch ein eher unbedeutender Marktflecken, allerdings gab es im Markt Bevensen damals bereits eine Schützengilde, die den Schutz der Nonnen sicherstellen konnte.


Spätestens seit Bevensen 1450 Klosterpfand und 1489 sogar vorübergehend Klostergut wurde, entstand eine enge Verbindung zwischen Gilde und Kloster: Bis heute ist die jeweilige Äbtissin Ehrengast beim jährlichen Umzug der Gilde und beim Schützenfest. Die wertvollen Gildefahnen wurden 1848 und 1912 von den Konventsdamen gestiftet und werden heute noch im Kloster Medingen aufbewahrt, ebenso der wertvolle Silberschatz der Gilde.


Medingen ist eines von sechs heute noch aktiven Heideklöstern

Das Kloster Medingen gehörte im Mittelalter zu den sechs Frauenklöstern im Fürstentum Braunschweig-Lüneburg. Hier entstanden viele Kirchenlieder, die heute noch immer von beiden Konfessionen gesungen werden. In der Schreibwerkstatt des Klosters wurden bedeutende Handschriften verfasst, die sich heute in internationalen Bibliotheken befinden.


Die Nonnen waren meist Töchter der Lüneburger Patrizierfamilien, die mit reichem Hausstand in den Konvent eintraten und den Besitz des Klosters Medingen rasch mehrten. In wenigen Jahrzehnten wuchsen dem Kloster Medingen auch Rechte an der Lüneburger Saline, am Zoll, an Mühlen und an der Schifffahrt auf der Ilmenau zu. In seiner Blütezeit kurz vor der Reformation lebten mehr als 100 Nonnen in Medingen.

Als 1524 Herzog Ernst zu Braunschweig und Lüneburg – „der Bekenner“ – dem Luthertum beitrat, ordnete der „Lutherfürst“ die Reformation natürlich auch für die sechs Heideklöster in seinem Herrschaftsbereich an. Doch die Äbtissin in Medingen ließ kurzerhand die vom Herzog übersandte Lutherbibel öffentlich verbrennen.


Mehr als 30 Jahre lang widersetzte sich der Medinger Konvent der Anordnung des Landesherrn. Der ließ im Zuge dieses „Nonnenkrieges“ einen Teil des Klosters Medingen abreißen und zog 1539 sogar den Klosterbesitz ein. Erst 1555 bekam das Kloster einen kleinen Teil zurück – nachdem die Nonnen sich zum lutherischen Glauben bekannt hatten.


In der Folge der Reformation wurde die klösterliche Lebensweise gelockert, 1559 wurde aus dem Frauenkloster ein „Evangelischen Damenstift“. Die meist adeligen Damen durften sich von da an auch außerhalb des Klosters aufhalten und es sogar wieder verlassen, um zu heiraten. Wegen ihrer Erziehung, Bildung und hauswirtschaftlichen Fertigkeiten waren die Konventualinnen als Ehepartnerin durchaus gefragt.


Lebensgemeinschaft christlicher Frauen

Das Evangelische Damenstift Medingen ist heute mit 14 Konventualinnen der größte Konvent in Niedersachsen. Wie seit 1494 steht ihm eine Äbtissin vor. Medingen gehört wie die anderen fünf Heideklöster zur Klosterkammer Hannover. Nur deren Präsident untersteht die Äbtissin bei der Führung des Klosters.


Die Konventualinnen sind für die Kunstschätze im Kloster Medingen verantwortlich, kümmern sich um die Weitergabe von Wissen und führen Besucher durch die Anlage. Zu den wichtigsten Schätzen gehören der Äbtissinnen-Krummstab von 1494, die goldene Reliquienstatue des Hl. Mauritius aus dem 15. Jahrhundert, ein Gobelin aus dem 16. Jahrhundert, altes Silber und Porzellan sowie mittelalterliche Truhen und Schränke.


In den sechs Heideklöstern der Lüneburger Heide leben heute alleinstehende Frauen evangelischen Glaubens in einer christlichen Lebensgemeinschaft, aber in eigenen Wohnungen und mit einem eigenen Garten. Anders als katholische Klöster haben die Damenstifte eher eine soziale, kulturelle und musische Funktion. Sie nehmen nicht nur ledige Frauen, sondern auch Witwen und Geschiedene auf. Oft gehen heute Konventualinnen auch erst nach ihrem Berufsleben ins Kloster, um in kultivierter und christlicher Atmosphäre und sozialer Einbindung das Alter zu genießen.


Führungen durch das Kloster

Dominierendes Element der heutigen barock-klassizistischen Klosteranlage an der Ilmenau ist der spätbarocke 40 Meter hohe Kirchturm mit seinem grün patinierten kupfernen Helm. Die Klosteranlage entspricht im Grundriss einem gestauchten H, in ihrer Architektur erinnert sie deutlich an eine Schlossanlage.


Die Kirche des Klosters Medingen ist dem Heiligen Mauritius geweiht, die Reliquienstatue des Märtyrers ist in der „Silberkammer“ zu sehen. Der kreisrunde Kuppelbau ist auf einen „Auferstehungsaltar“ in Form eines Sarkophags gegenüber dem Eingang ausgerichtet. Altar, Kanzel und Orgel sind in der Kirche übereinander angeordnet. Zwischen Altar und Kanzel sind um ein Reliefbild des auferstandenen Christus Kreuz und Marterwerkzeuge dargestellt.


Die Kanzel ragt dabei aus der das gesamte Kirchenrund umlaufenden Empore vor. Unter der Empore sind die Logen in dem hell und klar gehaltenen Kirchenraum angeordnet, auch das Gestühl betont den runden Grundriss. Der Kanzel gegenüber liegt über dem Gemeindechor der „Nonnenchor“ mit einem eigenen schlichten Altar.

Sehenswert im Konvent sind auch die eindrucksvollen Bildnisse aller Äbtissinnen seit dem 17. Jahrhundert im stimmungsvollen Kapitelsaal für die Zusammenkünfte der Stiftsdamen.


In den Sommermonaten veranstalten Bad Bevensen Marketing und das Kloster im Saal des alten Brauhauses oder in der barocken Rundkirche die Kulturwochen "Musikalischer Sommer im Kloster Medingen". Im Winter spielen hochbegabte Nachwuchsmusiker bei der Reihe „Junge Pianisten“ im Festsaal des Klosters.